Hallo Herr Wittmann,
vielen Dank, dass Sie meinen Beitrag veröffentlicht und dazu Stellung genommen haben. Es ist richtig, dass in den Aussagen auch ein Stück weiter "Emotionalität" steckt,
weil es nicht objektiv ist, wenn man grundsätzlich eine Meinung nur in eine Richtung versucht zu beeinflussen. Wenn, dann sollten beide Seiten beleuchtet werden.
Um konkret auf auf Ihre Aussagen zu antworten, möchte ich Sie zitieren:
"Das schlimme an der Tarifoptimierung in der PKV ist doch einfach, dass fast jeder eine solche Dienstleistung anbieten kann. Fehlt das notwendige Sachverständnis werden z. B. von Anwälten Kooperationen mit "normalen" Maklern geschlossen die ebenfalls ihren Obolus dafür erhalten. Da erhalten Kunden von einem PKV-Beitragsoptimierer auf einmal eine Erklärung, die einen (dem Kunden vollkommen unbekannten) Makler die Bestandsrechte übertragen werden sollen.
Das tückische hierbei: Schließt der Kunde einen Dienstleistungsvertrag mit dem Optimierer und erteilt dem Makler die Betreuung, dann hat der Makler auch in der Folgezeit immer sein wachsames Auge, ob der Kunde eine - vielleicht aktuell abgelehnte Optimierung - nicht innerhalb der vereinbarten "Knebel-Frist" doch noch selbstständig umstellt. So bekommt der Optimierer dann doch noch sein Geld... Ganz seriös und natürlich vollkommen im Kundeninteresse!
Das was ich hier ganz offen und ohne jeden Zweifel meinerseits anprangere ist, dass es vielen Beitragsoptimierern nur auf eine
möglichst hohe Beitragsersparnis ankommt, weil Sie dadurch ihr Geld verdienen. Spart der PKV-Kunde 300 € durch einen Tarifwechsel, so erhält der Tarifoptimierer mitunter bis zu 3.600 €!
Ich wiederhole mich nur ungern:
Das für eine Leistung die man von dem PKV-Unternehmen kostenlos gehabt haben könnte. Wo ist hier dann bitte der Mehrwert, außer für den Tarifoptimierer?!"
Meine Antwort:
Nein, es kann nicht jeder eine solche Dienstleistung anbieten. Aus haftungstechnischen Gründen darf so eine Beratung z.B. nur durch einen neutralen Versicherungsberater nach §34e der GewO durchgeführt werden. Theoretisch kann ein Rechtsanwalt das auch, nur besitzen diese oftmals gar nicht das spezielle Know How über den Tarifdschungel eines jeden privaten Krankenversicherers.
Bezüglich Ihrer als "Knebel Klausel" bezeichneten Formulierung schauen wir uns doch mal das ganze aus Sicht eines Tarifoptimierers an:
Ein neutraler Versicherungsberater klärt einen zuvor unwissenden Kunden einer großen Krankenversicherung neutral über seine Rechte auf einen Tarifwechsel hin auf. Der Kunde hatte zuvor
jahrelang mehr als 700,00 EUR monatlich bezahlt und sich schon länger gefragt, wie das mit den immer steigenden Beiträgen weiter geht. Nun erklärt der neutrale Versicherungsberater dem
Kunden, dass er im Rahmen einer detaillierten Übersicht dem Kunden alle Vor- und Nachteile des neuen Tarifes Step by Step erläutert und in einer seitenlangen Ausarbeitung diese mit ihm bespricht.
Der Kunde sagt: Jawohl, es ist fair, wenn ich von neutraler Stelle einen Überblick über die 100 verschiedenen Tarifkombinationen ( bei vielen Versicherern sind es weit aus mehr ) erhalte.
Auf diese Weise umgeht der Kunde einen Interessenskonflikt mit der privaten Krankenversicherung, da diese, wie Sie ja selbst zugeben, nicht alle Tarife offen legt.
Nun setzt sich der Versicherungsberater hin, arbeitet über mehrere Wochen einen schönen dicken Band an Tarifwechselvorschlägen aus und schafft es dem Kunden einen Tarif innerhalb
seiner privaten Krankenversicherung anzubieten, der monatlich eine Ersparnis von 360,- EUR bringt. Richtig, viele Optimierer nehmen 12 x 360,- EUR für Ihre Arbeit.
Plötzlich, nachdem der Kunde hat seinen Versicherungsberater wochenlang arbeiten lassen, beschließt dieser den Tarifwechsel erst einmal nicht zu machen, um den Versicherungsberater
enttäuscht nach Hause zu schicken. 14 Tage später stellt der Versicherungsberater fest, dass der Kunde einfach nur das Honorar sparen wollte, und mit dem Tarifvorschlag, den er so
vermutlich nicht erhalten hätte ( er zahlte ja seit Jahren bereits 700 EUR und niemand half ihm ) zu seiner Versicherung ging und selbst umstellen wollte. Bei allem Respekt, aber das ist
nicht fair. Wenn Ihnen jemand eine Gelegenheit aufzeigt, für Sie arbeitet, und Sie dann diese Arbeit "hintergehen" wollen, dann ist das nicht fair. Wieso ist es in Ihren Augen so verrucht,
wenn ein Versicherungsberater sich einmalig aus dem, was er dem Kunden an Ersparnis ein leben Lang bringt, finanziert?
Ich sehe nicht, dass Sie auch nur an EINER Stelle davon sprechen, dass Versicherungsmakler und Vermittler 8 volle Monatsbeiträge an Abschlussprovision von der privaten Krankenversicherung
erhalten, wenn diese eine PKV neu verkaufen. Darüber beschwert sich niemand? Dass das AUCH der Kunde über die Beiträge zahlt, nur dass der Zahlungsfluss ein anderer ist ( Kunde an Versicherer, Versicherer an Makler ) auch das sagt niemand. Aber es ist moralisch verwerflich, wenn sich jemand im Rahmen einer detaillierten Ausarbeitung Gedanken darüber macht, wie der Kunde seine Leistungen
verbessern kann und gleichzeitig Geld spart. Oftmals erleben wir, dass Krankenversicherer Risikozuschläge erheben, und so Versicherte benachteiligen, obwohl letzte Höchstrichterliche Urteile
die Erhebung von Risikozuschlägen separat von der Tarifprämie verbieten. Oder es wird vermehrt ein Leistungsauschluss seitens der Kassen vereinbart. Mit all diesen juristischen Kniffen kennt sich
ein neutraler Versicherungsberater aus und entscheidet zugunsten des Kunden. Schließlich bezahlt dieser einen für seine gute Arbeit. Es ist richtig, dass man meinen könnte, dass ein Optimierer
einfach nur so viel Geld wie möglich sparen und damit sein Honorar maximieren möchte, in der Praxis ist dies aber kaum möglich. Bei jeder privaten Krankenversicherung gibt es bei solchen
"schlechten Tarifen" so viele Merkblätter zu unterschreiben, dass dem Kunden die Nachteile deutlich werden und dieser im Anschluss nicht umstellt.
Aus welchem Grund sonst, berichtet die ARD in ihrer Ausgabe Ratgeber Geld davon, dass Versicherte bloß nicht zur Krankenkasse selbst, sondern zu einem unabhängigen Berater gehen sollen,
wie z.B. Stiftung Warentest, Verbraucherzentrale oder NEUTRALE VERSICHERUNGSBERATER.
Einfach mal "PKV Optimierung eingeben" bei youtube und anschauen, nachdenken.
In meinen Augen sind eher die Versicherungsmakler diejenigen, denen man mal auf die Finger hauen sollte. Diese informieren ihre Kunden nicht über § 204 VvG, weil sie die Kunden in den teuren
Tarifen halten möchten, damit ihre Bestandsprovision nicht schwindet. Und selbst wenn es dann mal den ein oder anderen Makler gibt, der seine Kunden optimiert, dann heißt es es ginge zwar, dass
man den Tarif wechselt, aber gleichzeitig müssen viele Kunden dann einen Beitragsentlastungstarif zeichnen. Dieser soll im Alter die Beiträge durch Zahlung einer fest vereinbarten monatlichen Summe
"abfedern". Dass man den BEA Tarif aber auch im Rentenalter weiterbezahlen muss und es viele Jahre dauert, bis sich diese Kalkulation aber tatsächlich für den Kunden rechnet, verschleiern Makler oftmals gerne. Und ich könnte stundenlang weiter erzählen.
Fazit: Ich gebe Ihnen sicherlich Recht, und das mit Herrn Göker ist auch weit bekannt, dass es viele Tarifoptimierer gibt, die irgendwo eine schnelle Mark verdienen wollen und mit aggressiven Methoden
in diesen Markt hineindringen und sicherlich auch an der ein oder anderen Stelle Unwissenheit der Versicherten ausnutzen und Tarifangebote machen, die nicht unbedingt passend sein können.
Macht man seine Arbeit jedoch ehrlich, ausführlich und gewissenhaft, und schafft es dem Kunden einen Tarif anzubieten und die Verhandlung mit der Versicherung im Sinne des Kunden zu führen,
dann spricht nichts gegen eine Entlohnung. Wie hoch diese auszufallen hat, das ist in jedem Beruf strittig. Aber nochmal: Der Makler erhielt bei Neuabschluss oftmals EIN VOLLES JAHR DER VOLLEN MONATSBEITRÄGE DES KUNDEN ALS Abschlussprovision. Der Tarifoptimierer, der endlich dem Kunden hilft, Geld zu sparen und im Idealfall wichtige Leistungen hinzuzugewinnen, berechnet nur einen
Teil der Ersparnis. Ich finde das mehr als fair. Schaut man sich an, was ein Kunde nach 10, 20 Jahren spart, dann ist es erst recht fair.
So viel zu dem Thema.